Wer als Erodierer am Markt bestehen will, muss sein Handwerk von der Pike auf beherrschen. Bei der Friedrich Erodierservice GmbH in Großostheim ist das Erodier-Knowhow gleich in geballter Form vorhanden: Firmengründer Jürgen Müller, einst selbst bei Sodick tätig, kennt die EDM-Maschinen und Prozesse in- und auswendig, und konnte Sohn Boris Müller, ebenfalls Erodierprofi, 2013 den Betrieb mit bestem Gewissen übergeben. Neben Draht-, Senk- und Startlocherodieren hat er mit dem erosiven Schleifen ein weiteres Standbein aufgebaut. Hier wächst das Lohnerodiergeschäft im Bereich Medizintechnik zusehends. Zudem konnte er sich einen Traum erfüllen und mit EROSCH eine eigene Kollektion aus erodierten Schmuckanhängern kreieren.
Die Friedrich Erodierservice GmbH ist spezialisiert auf das Erodieren von Rotationsdrehteilen in Mehrachsenbearbeitung sowie das funkenerosive Schleifen. Die Hauptkunden sind nach wie vor im Automotive-Umfeld angesiedelt. Dabei übernimmt der Erodierspezialist als Lohnfertigungsaufträge Aufgaben für den Werkzeugbau wie etwa das Fertigen von Schneidstempeln und Schneidmatrizen. Für Auftraggeber im Kunststoffbereich, beispielsweise für einen Hersteller von Schlauchschutzsystemen, werden Spritzgussformen, Auswerfer und Formkerne gefertigt. „Durch unser Know-how im erosiven Schleifen bekommen wir immer mehr Aufträge im Medizintechnikbereich“, so Geschäftsführer Boris Müller. Aber auch aus der Forschung nehmen die Anfragen zu.
Insbesondere in der Elektroforschung boome es regelrecht und mache inzwischen einen großen Prozentsatz des Umsatzes aus. Die Kunden wissen zu schätzen, dass Boris Müller und sein Team gerne Dinge ausprobieren, die anfangs vielleicht unmöglich erscheinen, für die sie letzten Endes dann oft doch eine Lösung finden.
So wurde für einen Materialprüfer eine Nadel aus Wolfram mit 35mm Länge und 1mm Durchmesser hergestellt, um damit die Materialfestigkeit eines Sondermaterials testen zu können. Das Besondere an der Nadel: quasi ab 20mm zum Ende hin lief sie konisch auf Null aus. „Die Nadel war so dünn, dass das Ende mit bloßem Auge kaum noch sichtbar war, und trotzdem haben wir es geschafft, dass an der Spitze noch Material vorhanden war“, fügt Boris Müller noch an. Zunächst wurden nur einige wenige der Nadeln gefertigt, doch wenn die Materialtests damit erfolgreich sind, dann könnte dies ein Serienauftrag werden.
Der Firmengründer Jürgen Müller war zuvor selbst bei Sodick als Servicetechniker beschäftigt gewesen. Als er dann 2004 mit einer einzigen Sodick Drahterodiermaschine den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wollte der Sohn bereits mit einsteigen. Quasi von klein auf mit dem Erodieren aufgewachsen, war das Interesse schon immer groß. „Da ich hin und wieder mit auf Montage durfte, war ich von Anfang an vom Erodieren begeistert“, erinnert sich Boris Müller. „Als Kind hat mich natürlich fasziniert, dass es da in der Flüssigkeit funkt, aber am meisten dieser dünne Draht, mit dem Metall „geschnitten“ werden kann, das war für mich damals unvorstellbar.“ Doch Boris Müller musste noch bis 2013 warten, bis der Vater ihm die Geschäfte vollends übertrug - inzwischen hatte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen und während seiner Zeit bei der Bundeswehr den Maschinenbautechniker absolviert. Der Maschinenpark bei Friedrich Erodierservice in Großostheim war innerhalb von neun Jahren auf 8 Maschinen angewachsen. Heute stehen in der Fertigungshalle 7 Sodick-Drahterodiermaschinen, eine Sodick-Senkerodiermaschine, eine CNC-gesteuerte Startlochbohrmaschine sowie eine manuelle Startlochbohrmaschine und diverse Zusatzachsen.